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Mitten durchs nordische Tief

02. August 2015

Die Radreise durch Norwegen und Schweden war ein hartes Stück Arbeit. Nicht nur die Radwege, auch das Wetter brachten uns so ziemlich ins „Schwitzen“: Viele Höhenmeter, viel Nass und viel Kälte. Ja, Komfort, Luxus und Gemütlichkeit waren Mangelware und ein ums andere Mal mussten wir unsere inneren Schweinehunde überwinden. Überwindungen, die sich im Nachhinein gelohnt haben, wie das Sprichwort „Was dich nicht umbringt macht dich stärker“ so treffend beschreibt.

Der Start in unsere nordische Radreise war vielversprechend. Kaum in Kristiansand mit der Fähre angekommen, fanden wir auch schon ein Velomechaniker der die Fahrräder auf Vordermann brachte, während wir die freie Zeit für etwas Sightseeing…

001 Kristiansand

…und unsere weitere Routenplanung nutzten. Nach einigem Stöbern im Internet entscheiden wir uns weiter der Nordseeroute entlang der Westküste Norwegens nach Bergen hoch zu folgen. Dass es kein Zuckerschlecken werden würde, war uns klar: „Everything is big in Norway. The mountains, the glaciers and the fjords. Norway is therefore essentially a country for the most extreme cyclist“, war Aussage genug. Nun, überleben werden wir es schon, und die Naturschönheit Norwegens werden uns für die Anstrengungen gebührend entlohnen, dachten wir uns, und radelten anderntags los. Kaum sassen wir auf unseren Bikes fielen auch schon die ersten Regentropfen vom Himmel…keine Ausnahme, wie wir in den kommenden vier Wochen erfahren mussten. Ausnahmen waren vielmehr jene Tage, an denen die Sonne schien und die Temperatur auf rund 16 Grad in die Höhe stieg. Diese Seltenheit nutzten wir natürlich, um einige schöne Fotos zu schiessen. Sei es von der romantischen Küstenstadt Farsund…

007 Farsund

…oder den endlos langen Lista-Sandstränden.

008 Farsund

Neben dem schlechten Wetter nagten auch die vielen Höhenmeter, die wir auf unseren Tagesetappen wie Coop-Cumulus-Punkte sammelten, an unseren Energiereserven, und so war nach etwas mehr als einer Woche Norwegenradreise die Stadt Stavanger erst einmal Endstation.

015 Stavanger

„Wie weiter?“ war die Frage. Die Langzeitwetterprognosen für Bergen sahen wenig verheissungsvoll aus: Regen und 11 Grad. „Genug ist genug“, sagten wir uns. Zeit für eine Planänderung, die uns entlang der Radstrecke 2 durchs Landesinnere an die Ostküste und von da nach Schweden, genauer gesagt nach Stockholm, weiterführen sollte. Eine wunderschöne Schifffahrt durch den 42 kilometerlangen Lysefjord…

019 Lysefjord

…brachte uns nicht nur zum Start der Kanalroute 2, sondern auch an ein wunderschönes Camping-Örtchen im Nowhere.

025 Lysefjord

Kurzentschlossen verlängerten wir unseren Aufenthalt hier um einen Tag. Wie entspannt Norwegen doch sein kann…

022 Lysefjord

Nach einem Tag Sonne und Natur pur geniessen ging es weiter im selben Trott wie bisher: Den Berg hochstrampeln und hinabsausen, den nächsten Berg hochstrampeln und wieder hinabsausen…

029 Lysefjord

…und dies im Regen und in eisiger Kälte. Grrrrr…

026 Lysefjord

Ja, wie in der Einleitung geschrieben: Komfort, Luxus und Gemütlichkeit waren Mangelware. Und je mehr Regentage und Höhenmeter wir auf unserem Konto sammelten, umso mehr zu beissen hatten wir. Neidisch blickten wir auf die Touristen, die in ihren Campervans ohne Anstrengung und im Trockenen an uns vorbeidüsten, für einen Schnappschuss an den wunderschönen Bergseen einen kurzen Zwischenstopp einlegten…

035 Telemarkskanalen

…und am Abend in wohliger Wärme ihr „Znacht“ kochen konnten. Nun, auch diese Tage gingen vorüber und gegen Ende unserer Norwegenreise liess sich die Sonne dann auch wieder vermehrt blicken. Entlang dem 105 kilometerlangen Telemarkskanalen bis an die Ostküste Norwegens radelten wir dann auch in warmem Sonnenschein…einfach wunderbar. 

038 Telemarkskanalen

Nach drei Wochen Norwegen-Radeln passierten wir schliesslich die Grenze zu Schweden. Die gute Nachricht: Es gab keine hohen Berge mehr, sondern lediglich eine leicht hüglige, leicht befahrbare Landschaft. Die schlechte Nachricht: Auch hier regnete es, und zwar in Strömen, tagein, tagaus, eine ganze Woche lang. Entsprechend klein ist die Fotodokumentation hier im Blogeintrag und in unserer Fotogalerie ;). Missen möchten wir diese Fahrt dennoch nicht, denn trotz Dauerregen fanden wir gefallen am Land der tausend Seen. Bereits jetzt ist uns klar, hierhin kommen wieder. Die ruhige, gemütliche, bodenständige Art und Weise gefiel uns, und wir mögen Pilze 😉 Diese spriessen in Südschweden wie Sand am Meer aus dem Waldboden…das Foto unten zeigt die Ausbeute von 20 Minuten Pilzsammeln auf einem Beachvolleyballfeld grossen Waldstück…Steinpilze, Stoppele, Eierschwämme, Maronenröhrlinge, etc.

041 Schweden ontheroad

Nach einem Monat radeln durch den Norden erreichten wir nach 2000 Kilometer und 20’000 Höhenmeter schliesslich Stockholm. Wie für uns bestellt begrüsste uns am Morgen, als wir aus dem Zelt krochen, ein stahlblauer Himmel. Perfektes Wetter für eine entspannte Sightseeing-Tour durch die Hauptstadt Schwedens, deren Charme uns im Nu verzauberte…

042 Stockholm

Die Radreise durch Norwegen und Schweden nahm so ein Happy Ending, denn am Abend bestiegen wir bereits die Fähre. Das Ziel hiess Riga, warme Temperaturen und Sonnenschein 😉 

Nun, noch ein kurzes Wort zum Abschluss: Im Nachhinein sind wir dankbar für diese Erfahrung. So ungemütlich und anstrengend die vielen Stunden auf unseren Bikes auch waren, so viel reicher sind wir nun an unersetzlichen Erlebnissen. Wir lernten, wie leichter unveränderbare Situationen zu meistern sind, wenn wir diese annehmen und akzeptieren, anstelle diese zu bekämpfen. Wir lernten, wie leichter schwierige Situationen zu meistern sind, wenn wir uns bewusst darüber sind, dass auch diese irgendwann ein Ende nehmen. Und wir lernten, was es heisst die eigenen Schwächen zu nutzen um in die Stärke zu kommen: Schaffen wir es in unseren „schwachen Momenten“ Ruhe zu bewahren, in Balance zu bleiben, so wird uns nichts mehr so leicht aus der Bahn werfen können.

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