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Weiblichkeit stärken heisst, deine Wolfsfrau leben

12. März 2018

Ein weiterer Weltfrauentag gehört der Geschichte an. Wiederum wurde demonstriert, wurde protestiert, wurde thematisiert. Denn nach wie vor fehlt die Gleichstellung. Daran ändern wird sich nichts, solange wir nicht unsere Weiblichkeit stärken und unser Frausein leben.

Am 8. März, dem Internationalen Weltfrauentag, gingen rund um den Globus Frauen auf die Strasse. Sie demonstrierten für mehr Rechte und gegen Diskriminierung. Zu Recht, denn die Zahlen und Fakten sind ernüchternd, auch in der Schweiz: Alle zwei Wochen stirbt schweizweit eine Frau unter den Schlägen ihres (Ex-)Partners, im Schnitt haben Schweizerinnen nur acht Wochen bezahlten Mutterschaftsurlaub und zwischen den Geschlechtern beträgt der Lohnunterschied nach wie vor 20 Prozent im Privatsektor und 17 Prozent im öffentlichen Sektor, wobei rund zehn Prozent dieser Differenz nicht erklärbar ist.

Die Bemühen auf gesellschaftlicher, politischer und wirtschaftlicher Ebene sind da. In unterschiedlichster Form und Weise, mal mehr, mal weniger ernsthaft. Ob diese Bemühen je an ein Ziel gelangen?

Wir haben Zweifel, denn der Weg, der vielmals gewählt wird – eine Wandlung im Aussen, ohne das Anstreben eines Wandels im Innern – , scheint uns zu schmal, zu holprig und zu viele Löcher zu haben. Eine starke, gleichberechtigte Position werden wir Frauen nur dann erreichen, wenn wir die Wandlung auch in uns selbst vollziehen. Wenn wir wieder zu unseren weiblichen Urinstinkten zurückfinden.

Zurück zur Wildnatur – so das Credo

„Nicht nur die wilden Tiere, auch die wilden Frauen dieser Erde sind vom Aussterben bedroht. Im Laufe mehrere Jahrtausende wurden die weiblichen Urinstinkte systematisch plattgewalzt, abgeholzt, ausgeplündert, unterdrückt, oft auch zubetoniert“, schreibt die Psychoanalytikerin Clarissa Pinkola Estés im Buch „Die Wolfsfrau. Die Kraft der weiblichen Urinstinkte“. Mit wild meint die Autorin nicht „ausser Kontrolle geraten“, sondern die natürliche Lebensweise, in der ein Geschöpf – hier die Frauen gemeint – seine innewohnende Integrität und gesunde Grenzvorstellung bewahrt.

Wenn wir beginnen nach den weiblichen Urinstinken zu forschen, nach der Ursprünglichkeit des Frauseins zu suchen, gelangen wir unweigerlich zu den Archetypen. Zeitlose, kollektive und unwandelbare „Urbilder“ oder „Urprinzipien“, die jeder Mensch in sich trägt, meist in einem Dornröschenschlaf vor sich hin schlummernd.

Doris Christinger und Peter A. Schröter, Schweizer Sexual-, Paar- und Körperpsychotherapeuten, beschreiben die archetypischen femininen Qualitäten mit folgenden Worten: Eros, Liebe, Mitgefühl, Intuition, das Wissen um die grossen Mysterien von Geburt, Leben und Tod, reine Lebenskraft, Strahlen, Anmut, Schönheit, Wildheit, Ekstase, Mütterlichkeit, Empfänglichkeit, Entspannung und Öffnung. Die Weiblichkeit stärken tuen wir insbesondere dann, wenn diese inneren Qualitäten wieder zu neuem Leben erwecken.

Die ungekünstelte Frau

Clarissa Pinkola Estés wählt als Bild für die weibliche Ursprünglichkeit die „Wolfsfrau“: „Freilebende Wölfe und ungekünstelte Frauen haben vieles gemeinsam: die Akkuratheit ihres instinktiven Feingefühls, eine Vorliebe für alles Spielerische und eine schier unverrückbare Loyalität. Beide Gattungen sind von Natur aus beziehungsorientiert, sie schnüffeln gern neugierig herum, sie sind wissbegierig, spitzfindig, zäh, ausdauernd und seelenvoll.“

Allesamt schön zu lesende Qualitäten, die uns Frauen im alltäglichen Lebenskampf um Beachtung leider allzu oft verloren gehen. Doch solange wir abgespalten von unserer Wildnatur leben und unsere Weiblichkeit nicht bewusst integrieren, werden wir weiterhin als graue Mäuschen durch den Alltag tippeln, oder als süsse Kätzchen mit selbst gestrickten rosaroten Mützen für unsere Rechte kämpfen. Katz und Maus, die sich meist auch noch gegenseitig bekämpfen.

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Lassen wir uns deshalb versuchen, die Wolfsfrau wieder in uns zu entfalten. Denn „wer einmal zur verloren geglaubten Ursprünglichkeit zurückgefunden hat, verteidigt seinen Anspruch darauf. (..) Mit der Verbindung zur Wilden Alten sind Frauen nicht länger Freiwild für Ausbeuter, sondern den Gesetzen der Natur berechtigt, sich zu entfalten, sich durchzusetzen“, so Clarissa Pinkola Estés.

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Wie können wir zu unseren weiblichen Urinstinkten zurückfinden? Beispielsweise, indem wir uns bei den von Psychotherapeut Rüdiger Dahlke entwickelten zwölf Lebensprinzipien mit dem archetypischen Seelenmuster Mond-Krebs, dem Prinzip von Empfindung, Gefühl, Geborgenheit und Rhythmus, beschäftigen. „Zwei in einem bei der Schwangerschaft, Mutter und Kind, das ist archetypisch Mond. Im Horoskop steht Mond für die Rolle der Mutter sowie für das Kindliche und das Weibliche in jedem Mensch, die Anima“, schreibt Dahlke dazu.

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Auch können wir kreativ tätig werden und mit unseren eigenen Händen ein Denkmal setzen und einen Wegweiser schaffen. Etwas Phantasievolles, das daran erinnert, uns immer wieder neu für die ursprünglichen weiblichen Qualitäten zu öffnen. Denn, so sind wir überzeugt, mit einer steten Arbeit an uns wird auch das Geheul der inneren Wolfsfrau immer lauter. Von Tag zu Tag, von Jahr zu Jahr, von Generation zu Generation.

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(Bildercredits: unsplash.com / curavida.ch)

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