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Eine Liebeserklärung an Neuseeland

06. April 2015

Ja, hätte uns das Schicksal nicht nach Neuseeland gebracht, wir hätten was verpasst. Mit einem Campervan touren wir nun für zwei Monate durch das Land der Kiwis, die ihre Heimat stolz “God’s own Country” nennen. Eine Betitelung, die, wie wir finden, so gar nicht übertreibt. Auf relativ kleinem Raum bieten die beiden Inseln alles was unser Naturherz begehrt: Wilde Küstenlandschaften, urzeitliche, sattgrüne Regenwälder, weiss bedeckte Bergspitzen, imposante Gletscher, leuchtendblaue Seen, eindrückliche Fiorde, und, und, und…wir sind begeistert.

Auch zu Beginn unserer Neuseelandreise war das Glück auf unserer Seite – auch wenn es die ersten vier Tage nicht den Anschein hatte: “Sorry, we do have no idea where your luggage is” war die stets gleich lautende Antwort, wenn wir per Telefon bei der Airline nach unseren verloren gegangenen Rücksäcken nachfragten. Da Christchurch immer noch stark von den beiden Erdbeben im Jahr 2010 und 2011 gezeichnet ist…

…war das Sightseeing-Angebot eher rar und wie die Tage vergingen, verspürten wir auch vermehrt das Ziehen, endlich auf Entdeckungsreise gehen zu können. Genug ist genug, dachten wir, als Tag vier anbrach und uns immer noch keine positiven News zum Gepäck erreichten. Und so machten wir uns auf Richtung Flughafen um unser neues „Zuhause“ für die kommenden zwei Monate zu mieten: Ein kleiner giftgrüner Campervan mit Doppelbett, kleiner Küche und Notfall-Klo (wichtig, um auch frei irgendwo im Nowhere campen zu können, wie im Bild unten 😉

Kaum war der Vertrag unterschrieben, kam – perfekt vom Schicksal getimt – die Nachricht von der Airline, dass unsere Rucksäcke gefunden wurden und nun abholbereit am Flughafen stehen. Keine Stunde später rollten wir weiter den Highway Richtung Süden hinab.

Im Kofferraum mit dabei die neu eingekauften, von der Airline bezahlten, warmen Kleider für die wechselhafte Herbstzeit, das wiedergefundene Gepäck und ein herrliches Gefühl von Freiheit. Endlich mal wieder den Kühlschrank mit selbst eingekauften Lebensmitteln füllen und uns selbst bekochen (Nach einem halben Jahr Asienreise füllte sich der Einkaufskorb im Nu mit  gut bürgerlichen, deftigen Speisen: Schinken und Käse, Blut- und Leberwürste, Bohnen, Eier, Kartoffeln und kräftig, körniges Brot 😉 In keinen modrigen Motels schlafen zu müssen, sondern in einem komfortablen Doppelbett mit kuschliger Daunendecke. Nicht auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sein und einfach unserer Nase folgen. Diese führte uns zunächst zum wunderschönen gletschergespeisten Lake Tekapo: Licht, welches von winzigen Steinpartikeln reflektiert wird, lässt den See in unzähligen milchig-blauen Tönen schimmern.

Und da kein Wind oder Motorboot das Wasser kräuselte, spiegelte sich abends das Farbenspiel des Sonnenuntergangs auf der Seeoberfläche…ein unglaublich schönes Naturspektakel.

Tags darauf ging es weiter in den Mount Cook Nationalpark. Der Nationalpark beherbergt den höchsten Berg Neuseelands, den Mount Cook (3754 Meter über Meer) und 21 weitere Dreitausender. Fast wie in der Schweiz, wähnten wir uns, umgeben von solch einer Hochgebirgslandschaft.

Um noch ein wenig mehr Bergluft schnuppern zu können, machten wir uns frühmorgens auf, den über 2000 Treppen hochsteigenden Wanderpfad zur Mueller Hut zu erklimmen. Belohnt wurden wir mit einer sensationellen Aussicht auf den nahgelegenen Gletscher und die umgebende Bergwelt.

Wie abwechslungsreich sich Neuseelands Natur gestaltet, erfuhren wir tags darauf, als wir in wenigen Fahrstunden von den Bergen startend am Pazifik endeten. Eine wilde Küstenlandschaft liess uns ein ums andere Mal staunen…

…und auch die Tierwelt wartete mit Überraschungen auf uns. Bei einem Spaziergang am Strand der Otago Peninsula Halbinsel wären wir fast über einen grossen, vor unseren Füssen liegenden, dunkelbraunen Pelzkoloss gestolpert. Ein Neuseeländischer Seelöwe, der sich gemütlich im Sand räkelte und sein wohlverdientes Mittagsschläfchen genoss.

Entgegen den Robben haben die Seelöwen keine Scheu vor Menschen…was nicht weiter verwunderlich ist. Männchen wiegen bis zu 400 kg und werden mehr als drei Meter lang. In einem Ringkampf hätten wir da wohl stets das Nachsehen und so hielten wir auch gebührend Abstand, als sich der Pelzkoloss in seiner vollen Grösse präsentierte.

Auf der wunderschönen Küstenstrasse der Catlins Coast fuhren wir weiter Richtung Süden und erkundeten die in grosser Zahl, auf dem Weg gelegenen Naturwunder…wie zum Beispiel Jack’s Blowhole: Eine eingestürzte unterirdische Höhle, die sich nun als ein 55 Meter tiefes, über einen 200 Meter langen Tunnel mit dem Meer verbundenes Loch im Boden präsentiert.

Auf dem Catlins River Walk liefen wir stundenlang durch neuseeländischen Dschungel, der mit seiner sattgrünen Farbenpracht dem Malaysischen Regenwald in nichts nachstand…

…und an den Küsten beobachteten wir von weiter Ferne, wie die seltenen Gelbaugenpinguine in der Abenddämmerung zu ihren Nestern watschelten und hüpften, um sich von ihrem strengen Jagdprogramm zu erholen.

Und immer wieder machten wir einen kurzen Zwischenstopp, um die herrlichen Stimmungsbilder, die uns das unbeständige Herbstwetter bot…

…und die witzigen (De-)Formationen, die uns die windgepeitschte Natur bot, mit der Kamera festzuhalten.

Von den Catlins Coast, dem östlichen Südzipfel der Südinsel, fuhren wir weiter gen Westen, in das Fiordland, zu dessen Entstehung es eine lustige Maori-Legende gibt:  Nach den Maoris entstanden die Fiorde durch Axthiebe des grossen Gottes Tu-to-Rakiwhanoa. Nach vollendeter Tat erhielt dieser Besuch von der Todes-Göttin Te-Hinu-nui-to-po. Diese befürchtete, dass sich die Menschen ab der Schönheit der neu geschaffenen Landschaft so erfreuen, dass sie ihre Sterblichkeit vergessen und sich hier ewig niederlassen würden. Auf einer Bootsfahrt durch den Milford Sound und einer Wanderung hoch zum Key Summit konnten wir uns selbst davon überzeugen (glücklicherweise bei hellem Sonnenschein, was bei 180 Regentagen im Jahr nicht selbstverständlich ist) und waren begeistert: Mystische Meeresatmosphären,…

…senkrecht in die Tasman-See hinabfallende Felswände, die im Abendlicht glitzerten,…

….hinabstürzende Wassermassen, die im reflektierenden Licht in satten Regenbogenfarben erstrahlten…

…und Gipfelpanoramen, die sich detailgetreu in den glatten Bergseen spiegelten.

063 Milford Sound

Nun, unsere Endlichkeit haben wir dabei nicht vergessen. Aber vielleicht lag es auch an den Plagegeistern, den Sandfliegen, welche die Todesgöttin hier aus Vorsorge freiliess, damit die Menschen ja nicht ihre Sterblichkeit vergessen würden. Ein sehr wirksames Mittel, wie wir finden. Die in Massen herumschwirrenden, unscheinbare Fliegen beissen schmerzend zu und hinterlassen fies juckende Stiche, trotz Antimückenspray…wir möchten uns nicht vorstellen, wie James Cook und seine Crew aussah, als sie 1773 dem Fiordland entlangsegelten 😉

Und so nehmen wir nun nach einigen Tagen Fiordland-Entdeckungsreise mit einem lachenden und einem weinenden Auge Abschied und sind gespannt, welche Landschaftsbilder und Tierarten uns an der Westküste entlang hoch in den Norden begegnen werden. 

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