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Kunsttherapie oder die Suche nach dem Ursprünglichen

17. Juni 2018

Die Seele sei am ehesten ein Strom von Bildern, sagte einst C.G. Jung. Soulpainting bietet dir die Möglichkeit, dich deinem ursprünglichen Wesen anzunähern. Ein Interview mit mir, Lea, über die Kraft der Kunsttherapie!

Um was geht es beim Soulpainting?
Lea: C.G. Jung antwortete einst auf die Frage, was denn die Seele sei mit den Worten: „Wer kann das schon sagen? Am ehesten ein Strom von Bildern”. Beim Soulpainting geht es darum, diesen Bildern Ausdruck zu verleihen. Über den Malprozess näherst du dich deinem ursprünglichen Wesen an. Wir meinen oft zu wissen, wer wir sind.

Doch das ist ein Trugschluss. Nur gerade die Spitze eines grossen Eisberges ist bewusst, der Rest liegt verborgen in einem tiefen, unergründlichen Ozean. Und: Meist hat der Eisberg seine natürliche Form verloren. Stücke wurden abgebrochen, durch erlebte Traumatas und anerzogene Verhaltens- und Denkmuster. Der Eisberg gerät ins Wanken. Wir sind unausgeglichen. Fühlen uns unwohl in unserer Haut. Werden vielleicht krank. Ziel beim Soulpainting – insbesondere auch in Verbindung mit dem Verbundenen Atem – ist, nicht über den Verstand, sondern über das Fühlen zu erfahren, wer du bist.

Wie wird gemalt?
Gemalt wird stehend, mit der ungeübten Hand auf ein grossflächiges, an die Wand gehängtes Papier. Das Malen ohne Pinsel ist sinnlicher und ermöglicht dir ein leichteres Abtauchen in die Welt der Farben und Bilder.

Braucht es für die Kunsttherapie künstlerische Vorkenntnisse?
Sehr oft höre ich die Leute sagen: „Soulpainting ist nichts für mich. Ich kann nicht malen.“ Dabei kann jede und jeder malen. Pablo Picasso hat dazu einen wunderbaren Satz geäussert: „Als Kind ist jeder ein Künstler. Die Schwierigkeit liegt darin, als Erwachsener einer zu bleiben.“

Zurückkommend auf die Frage: Nein, es braucht keine künstlerischen Vorkenntnisse. Es geht nicht darum vermeintlich schöne Bilder zu erschaffen, sondern uns selbst besser kennenzulernen. Zudem: Jedes Bild trägt eine grosse Schönheit in sich, sofern es nicht konstruiert ist, sondern aus unserem Innern aufsteigt und auf Papier gebracht wird.

Dem Ursprünglichen auf die (Farb-)Spur kommen

Bilder die aus unserem Innern emporsteigen. Was kann ich mir darunter vorstellen?
Beim Soulpainting werden keine erfundenen oder ausgedachten Bilder gemalt. Das heisst, die Malenden kommen nicht mit einer Vorstellung, was gemalt werden soll, ins Atelier. So würden Bilder unseres Egos, unseres Verstandes entstehen. Wir aber möchten unserem wirklichen Ich – dem ursprünglichen Ich – auf die Spur kommen. Deswegen werden spontane, natürliche Bilder gemalt.

Zu Beginn wählt die Malende / der Malende eine Farbe, die anspricht, und trägt diese in der Mitte des weissen Blattes auf. Wir arbeiten uns langsam vor und versuchen zu beobachten, was auf dem Blatt geschieht, wohin unsere Bewegungen uns führen. Es entsteht eine Form und plötzlich taucht ein Bild vor unserem inneren Auge auf. Ein Beispiel: Ich wähle die Farbe grau und beginne zu malen. Ich komme in kreisende Bewegungen und da erscheint plötzlich vor meinem inneren Auge eine Qualle. Schritt für Schritt taste ich mich an dieses Bild heran, bringe es auf Papier.

Kunsttherapie macht Unbewusstes bewusst

Werden immer gegenständliche Bilder gemalt?
Nein, gar nicht. Es kann auch ein Kreis, ein Quadrat, eine unförmige Figur oder ein Muster entstehen. Das entscheidende ist nicht was gemalt wird, sondern dass das gemalt wird, was gemalt werden soll. Denn diese spontanen, natürlichen Bilder stehen immer in Beziehung zu uns, wecken Gefühle – Trauer, Wut, Fröhlichkeit, Stille, Nervosität, Angst, etc. -, bekannte und unbekannte, bewusste und unbewusste. Manchmal können wir die Gefühle in Worte fassen, manchmal berühren uns die Bilder auf eine Art und Weise, wofür uns die Worte fehlen.

Welche Rolle spielt die Begleitung?
Oft haben die Malenden Mühe, ihr Ego in Grenzen zu halten. Wir lassen keine spontanen, natürlichen Bilder entstehen, sondern Bilder, die unseren internalisierten Denk- und Verhaltensmustern entsprechen. Doch das Malen soll ein offener Prozess sein, in dem wir nicht wissen, wohin er uns führt.

Die Begleitung beobachtet, weist die Malenden darauf hin, sich voll und ganz dem momentanen Tun zu widmen und zu schauen, was entstehen will. Sich darauf einzulassen, hört sich leichter an, als es ist: meist malen wir nach einer konkreten Idee und fallen in Bewertungen, wie:

  • “Das genügt so nicht!“
  • “Das ist zu langweilig!“
  • “Das ist etwas gar düster!”
  • “Das ist kindisch!”
  • “Das ist zu aggressiv!”

Und schwupps, wird korrigert, übermal, andere Farben gewählt. Das Resultat davon: Das Gemalte wird zu einem Ego-Bild – das Ursprüngliche geht verloren. In einem gemeinsamen Gespräch zwischen der Begleitung und den Malenden wird geklärt, ob das zuvor Gemalte wirklich zu wenig, zu langweilig, zu düster, zu kindisch oder zu aggressiv war.

Was folgt, wenn beispielsweise das Zuwenig ausgereicht hätte oder das Bild nicht kindisch war?
Dann bringt die Malende / der Malende das Bild wieder in die ursprüngliche Form zurück und kann fühlen: Ganz wenig genügt oder das Kind in mir darf auch seinen Platz haben.

Bilder sagen mehr als tausend Worte

Welche Rolle übernimmt das Bild?
Lea: Das Bild ist das Dritte im Bund und hat im Rahmen der Kunsttherapie ebenfalls seine „Meinung“. Dieser „Meinung“ versuchen wir Raum zu geben und uns mit dieser auseinanderzusetzen. Dazu gehören Fragen wie:

  • Nehme ich beim Malen auf, was das Bild will, oder male ich nach meinen Vorstellungen?
  • Was macht das Bild mit mir?
  • Was fühle ich?

So können sich die Malenden langsam von ihren internalisierten Denk- und Verhaltensmustern lösen, und ihren wahren Wesenskern erforschen.

Werden die Bilder am Ende interpretiert?
Wir messen Farben oder Formen keine spezifische Bedeutung bei. Heisst: Ein schwarzes Bild muss nicht auf Trauer hinweisen, sondern kann auch eine grosse Ruhe hervorrufen. Bilder werden jeweils im Gespräch individuell geklärt. Die wahre Bedeutung kann nicht von Aussen kommen. Die Antwort trägt jeder in sich. Es kann sein, dass die Bilder eine klare Sprache sprechen und Bekanntes hervorrufen.

Es kann aber auch sein, dass dir dein Bild fremd vorkommt. Ist letzteres der Fall, bist du auf Seelenanteile oder unbewusste Erinnerungen gestossen, die vor sich hin schlummern und darauf warten, geweckt zu werden. Auf subtile Art und Weise vermag ein Bild leise an deiner Tür zu klopfen. Um die Tür ganz aufzustossen braucht es allerdings mehrere Besuche. In diesem Sinne: Seelenarbeit verlangt Geduld und Zeit.


Wer bin ich? Was will ich? Was tut mir gut?

intuitives malen - curavida.ch

Die Seminar-Reihe “Lebe JETZT” führt dich über einen lebensverändernden Zyklus immer tiefer in dein ursprüngliches Wesen! Das Soulpainting ist dabei wichtiger Bestandteil der inneren Arbeit zurück zu dir selbst!

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